2. Die Förderung der phonologischen Bewusstheit in den Eingangsklassen von Grund- und Sonderschulen und bei LRS-Fördermaßnahmen

 

 

Anwendungsmöglichkeiten der Trainingsprogramme in Schulen

Eine Förderung der phonologischen Bewusstheit kann neben dem Vorschulbereich (Kindergarten, Grundschulförderklassen (Vorschulen) auch noch in den Eingangsklassen von Grund- und Sonderschulen zur Unterstützung des Lesen- und Schreibenlernens erfolgen. Dies erscheint vor allem dann sinnvoll, wenn im Vorschulalter kein Training durchgeführt wurde und hier vor allem bei Kindern, die Defizite in der phonologischen Bewusstheit aufweisen. Hierfür eignet sich besonders die Multimediaversion des Würzburger Trainingsprogramms, da sie eine intensive Förderung einzelner Kinder ermöglicht.


In einigen Schulen Schleswig-Holsteins wird derzeit erprobt, die phonologische Bewusstheit vor dem Beginn des Lesen- und Schreibenlernens zu trainieren (siehe „Fördephon: Landesprojekt zur phonologischen Bewusstheit"). Dabei wird teilweise auch die Multimediaversion des Würzburger Traiingsprogramms zur phonologischen Bewusstheit und das Sprachprogramm zur Buchstaben – Laut – Verknüpfung eingesetzt.

Wurde das Würzburgsprogramm bereits im Kindergarten durchgeführt kann die Förderung (insbesondere bei den „Risikokindern“) nach der Einschulung mit dem Sprachprogramm zur Buchstaben – Laut – Verknüpfung weitergeführt werden. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die größten Fördereffekte bei einer Kombination der Trainingsprogramme erzielt werden.

Darüber hinaus können die Übungen und Spiele der Programme auch als zusätzliche Bausteine bei LRS-Intensivmaßnahmen eingesetzt werden.

Anmerkung: Beim Würzburger Trainingsprogramm geht es um Laute und nicht um Buchstaben! Deshalb können bei den Spielen zur Phonemanalyse, bei denen für jeden Laut, den man im Wort hört, ein Bauklotz gelegt werden soll, auch Laute auftreten, die dann später mit mehreren Buchstaben geschrieben werden müssen. Da die Multimediaversion des Trainingsprogramms verstärkt auch im schulischen Bereich Anwendung findet, erscheint dies problematisch. Die Bauklötze – so der Einwand - könnten von Schulkindern als „Vorläufer“ für die Buchstaben verstanden werden und so könnte eventuell eine falsche Rechtschreibung „angebahnt“ werden. Daher wurden bei der Multimediaversion bei allen Spielen, bei denen Lauten Bauklötze zugeordnet werden, nur lautgetreue Wörter verwendet. Diese Einschränkung in der Vorgabe des „Lautmaterials“ betrifft nicht die Spiele zur Phonemsynthese ( /k/ /u/ = Kuh) und sie betrifft nicht die Spiele, bei denen die Kinder die Wörter selbst lautieren sollen. In diesen Fällen erscheint die Verwendung nicht lautgetreuer Wörter auch bei Schulkindern unproblematisch. Ähnliches gilt für die Spiele zur Silbenanalyse. Um Konflikte mit der späteren Silbentrennung zu vermeiden, wurden bei der Multimediaversion Wörter wie Schmetterling und Puppe nur bei den Spielen zur Silbensynthese verwendet.


 

Beurteilung zum Einsatz der Trainingsprogramme an Sonderschulen

Kurzbeurteilung der Michael-Ende-Schule (NRW)
zur Multimediaversion des Würzburger Trainingsprogramms
zur phonologischen Bewusstheit und
Sprachprogramm zur Buchstaben-Laut-Verknüpfung

  • Die Kinder werden zum Hinhören angeleitet.
  • Sie lernen mit Hanno Hamster (einem perfekten Sprachvorbild), Sprache zu analysieren und zu diskriminieren.
  • Kinder, die bereits Versagenserfahrungen im Umgang mit Sprache gemacht haben, können motiviert werden, sich wieder auf Sprache einzulassen, sie können Sprache als etwas Interessantes und Positives erleben.
  • Durch die Kontrolle am Ende eines jeden Spieles werden die Kinder bestätigt und bekommen ein Erfolgserlebnis vermittelt.
  • Bei nur kleinen Erfolgen werden die Kinder zum Wiederholen animiert, wodurch die Frustrationsgrenze bei Versagen allmählich erhöht werden kann.
  • Die klaren und anschaulichen Darstellungen, die auch von visuell-wahrnehmungsgestörten Kindern gut aufgenommen werden können, fördern die Lernbereitschaft.
  • Hanno Hamster fordert die Kinder zum Spielen heraus, wodurch selbst bei lernschwachen Kindern und solchen, die bereits eine Versagenskarriere hinter sich haben, erneut Ehrgeiz entwickelt werden kann.
  • Die zahlreichen Übungen zu jedem Spiel erhöhen den Lernzuwachs bei lernschwachen und generell beeinträchtigten Kindern.
  • Mit der erforderlichen Konzentration auf Sprache findet eine Therapie der auditiven Wahrnehmung statt, sodass bei Störungen in diesem Bereich, nach Abschluss des Programms, von einer Verbesserung ausgegangen werden kann.
  • Das Programm gibt dem Anwender eine Vielzahl von Anregungen für Bewegungsspiele, die außerhalb des PCs im Klassenraum gespielt werden können, da Kinder mit einer geringen Speicherkapazität effektiver lernen, wenn Bewegungsabläufe die Spiele begleiten.


 

Beurteilung zum Einsatz der Trainingsprogramme in Grundschulen

Beurteilung der Wallstadt – Grundschule (Mannheim):

Nach den ersten Erfahrungen im praktischen Einsatz von Grund- und Sonderschullehrerinnen stellen die Multimedia-Spiele aus dem Würzburger Trainingsprogramm eine hilfreiche Ergänzung zum Würzburger Trainingsprogramm selbst dar.


Die von Erzieherinnen und LehrerInnen beklagte Zeitknappheit bei der Durchführung des Würzburger Trainingsprogramms in der Gruppe kann dadurch ausgeglichen werden, dass die Eltern mit dem Kind zu Hause in der Einzelarbeit Übungsfolgen wiederholen oder vertiefen.
Da das Multimedia-Programm von den Kindern als sehr motivierend erlebt wird, hat es einen hohen Wiederholungscharakter.


Für die Eltern selbst stellt es eine Entlastung dar, da die Übungsebene, die Übungsdauer und die Durchführung vom Programm klar vorgegeben werden. Die Kinder sind vor einer Überforderung geschützt!

      Darüber hinaus erwies sich das Programm als eine hilfreiche Ergänzung

    • der Einzelförderung im Rahmen des Unterrichts der Grundschulförderklassen
    • der Leseintensivmaßnahmen
    • der Lese-Rechtschreibförderung im Rahmen der Leseambulanzen

Hanspeter Orth ist Autor von Unterrichtshilfen zur gezielten Förderung von LRS-Schülern in den Klassen 1 und 2 („Mannheimer Leseschule“); www.mildenberger-verlag.de

 

Aus dem Manuskript zur Vorstellung der Leseinseln beim Runden Tisch LRS, Heidelberg durch die Mönchsbergschule St. Leon – Rot:

„Bei der Auseinandersetzung der LRS-Mulitplikatorengruppe des Oberschulamtes Karlsruhe mit den verschiedenen Fördermodellen sah man die Anforderungen an eine zeitgemäße LRS-Förderung in den folgenden Konzeptionen am weitestgehenden erfüllt:

  • Kieler Leseaufbau
  • Kieler Rechtschreibaufbau
  • Buschmannsches Lesen
  • Würzburger Trainingsprogramm
  • Lautgetreue Rechtschreibförderung (C.Reuter-Liehr)

In den Leseinseln des Staatlichen Schulamts Heidelberg werden diese Förderprogramme umgesetzt:
als Inhalte einer Intensivförderung
als Inhalte einer permanenten Lehrerfortbildung

Ziel ist es, in allen Schulen eine qualifizierte LRS-Förderung in speziellen zusätzlichen Angeboten und eine weitgehende Prävention im Regelunterricht zu erreichen.“


 

Beurteilung zum Einsatz der Trainingsprogramme in Grundschulförderklassen (Vorschulen)

Beurteilung zum Einsatz der Trainingsprogramme an Grundschulförderklassen in Mannheim:

Im Rahmen einer Fortbildung lernte ich das "Würzburger Trainingsprogramm" von Schneider/Küspert kennen. Mit seinen vielfältigen Spielen und Übungen erschien es mir zum Einsatz in der Grundschulförderklasse gut geeignet und ich begann auch gleich es umzusetzen. Zwar sind nicht alle Übungen in vorgegebener Weise möglich, da in meiner Klasse ein Ausländer-Anteil zwischen 75 und 85 Prozent die Regel ist. So sind z.B. manche Reimspiele so nicht durchführbar und müssen abgewandelt werden. Dennoch wurde deutlich, wie die "phonologische Bewusstheit" zunahm, das genaue Hinhören, das Heraushören von Lauten und Silben, der Umgang mit der Sprache.

Nach dem Erfolg der Buch-Version war ich natürlich auch an der Multimedia-Version sehr interessiert, zumal ich an unserer Schule Multi-Media-Beraterin bin. Zwar habe ich leider aus finanziellen Gründen noch keinen eigenen PC in meinem Klassenzimmer, kann aber immer mal wieder eine schuleigene Station holen oder mir für einen gewissen Zeitraum einen Laptop von der Stadtbildstelle ausleihen. So kann ich im Einzel- und Kleingruppenförderunterricht oder als Lernstation auch geeignete Computer-Programme einsetzen.

Das Computertraining zum "Würzburger Trainingsprogramm" setzt Übungen der Buchversion in kindgerechter Weise um. (Einzelne Spiele wie z.B. die Hundegeschichte müssten vielleicht noch etwas korrigiert werden. Das Bellen kommt immer zu sehr verzögert.) Die Leitfigur, der Hamster Hanno mit seinen Kindern, motiviert die Kinder, die Bilder sind ansprechend und die Stimme des Hamsters ist angenehm. Übungen des "Würzburger Trainingsprogramms", die in der Gesamtgruppe durchgeführt wurden, können mit dieser PC-Version von jeweils 1-3 Kindern wiederholt werden, was auch gerne genutzt wird, da der PC eine große Anziehungskraft besitzt (nicht zuletzt, weil noch nicht in vielen Familien Computer vorhanden sind). Manche Übungen - z.B. das Geräusche hören - setze ich aber auch in der Gesamtgruppe ein als Ergänzung zu den selbst produzierten Geräuschen. Es gibt Spiele, die die Kinder alleine spielen können, aber auch Spiele, bei denen ein Erwachsener dabei sein sollte, um die korrekte Lösung zu überprüfen. Das entspricht auch durchaus dem richtigen Ansatz, Kinder nicht immer allein vor dem PC sitzen zu lassen.

Insgesamt stellt dieses Computertraining also eine empfehlenswerte Ergänzung und Vertiefung zur "Papier-Version" dar, ggf. auch für interessierte Eltern, die zu Hause mit ihren Kindern üben möchten.

 

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